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Corona-Krise:TV-Ansprache von Michael Müller

Verantwortlicher Autor: Presse- u. Informationsamt des Landes Berlin Berlin, 15.04.2020, 18:23 Uhr
Presse-Ressort von: Axel Schmidt Bericht 8435x gelesen
Michael Müller
Michael Müller  Bild: Axel Schmidt

Berlin [ENA] Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat am Abend des 16. März 2020 eine Fernsehansprache zur aktuellen Situation der Stadt gehalten, die der Rundfunk Berlin-Brandenburg ausgestrahlt hat. Das Presse- und Informationsamt des Landes Berlin dokumentiert den Text im Wortlaut.

„Liebe Berlinerinnen und Berliner, einmal mehr erlebt Berlin eine große Krise. Eine Krise, die jeder von uns spüren wird. Aber: In schweren Zeiten haben die Menschen unserer Stadt stets bewiesen, was Zusammenhalt, was Gemeinschaft bedeutet! Wir alle werden durch das Corona-Virus in Berlin mit harten Einschnitten leben müssen. Aber wir werden nichts unversucht lassen, um die Verbreitung des Virus zumindest zu verlangsamen, damit unsere gut aufgestellten medizinischen Einrichtungen mit der Zahl der schwer erkrankten Schritt halten können.

Um die Fälle der Infizierten so gering wie möglich zu halten, mussten wir jetzt das öffentliche Leben weitestgehend stilllegen. Wir alle müssen uns einschränken, werden auf Gewohntes verzichten müssen. Aber ich bin sicher: Jeder von Ihnen will helfen und weiß, dass wir alle jetzt die neuen, unvermeidbaren Regeln unseres Zusammenlebens befolgen müssen. Die Stadt wird anders sein, aber es bleibt unser Berlin. Unsere Maßnahmen können nur wirken, wenn wir auf so viele soziale Kontakte wie möglich verzichten!

Deswegen schließen wir alle nicht zwingend notwendigen Einrichtungen des täglichen und kulturellen Lebens und appellieren an die Unternehmen, ihre Beschäftigten möglichst zuhause arbeiten zu lassen, so wie wir es auch in den Verwaltungen handhaben. Liebe Berlinerinnen und Berliner, die stillen Heldinnen und Helden dieser Tage sind diejenigen, die unermüdlich den Dienst an ihren Mitmenschen leisten. Sie arbeiten in den Krankenhäusern, Arztpraxen, Laboren, bei der Polizei und Feuerwehr, sie versorgen uns mit Strom und Wasser, entsorgen weiter unseren Müll und halten den öffentlichen Nahverkehr und die wichtigsten Aufgaben unserer Verwaltung aufrecht.

Sie arbeiten in Sozialeinrichtungen, kümmern sich um die Kinder derjenigen, die an ihrem Arbeitsplatz unentbehrlich sind. All diesen Menschen möchte ich an dieser Stelle im Namen des Senats und aller Berlinerinnen und Berliner von ganzem Herzen danken. Und ich möchte Sie bitten: hören Sie auf das, was diese Menschen sagen, begegnen Sie ihnen mit Freundlichkeit und Respekt und danken Sie für das, was sie für uns alle leisten. Zu dieser Dankbarkeit gehört auch zu akzeptieren, dass wir zuerst wichtige Unterstützung wie Kinderbetreuung genau für diejenigen aufrechterhalten müssen, die sich um die Kranken und Gefährdeten kümmern und die Stadt am Laufen halten.

Alle anderen beweisen jetzt ihre große Solidarität, indem sie einen Schritt zurücktreten und, wenn es irgendwie geht, zuhause bleiben. Liebe Berlinerinnen und Berliner, jeden Tag erfahren wir aus der Medizin und Wissenschaft Neues über das Virus. In Berlin sitzen die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie beraten mich und meinen Senat genauso wie die Bundesregierung. Wir folgen ihrem Rat. Und doch wissen wir: Was heute noch als richtig und ausreichend erscheint, kann morgen schon wieder überholt sein. Wir werden auf die sich täglich ändernde Lage immer aufs Neue reagieren müssen. In diesen Zeiten ist Vertrauen und Zusammenhalt die wichtigste Währung.

Das gilt auch für Politik und Zivilgesellschaft. Jeder muss an seiner Stelle das tun, was nötig ist. Alle müssen helfen! Und alle können helfen! Natürlich wissen wir, wie dramatisch die derzeitigen Maßnahmen für unsere Wirtschaft sind und dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch Selbstständigen und Kulturschaffenden um ihre Unternehmen, ihre Einkünfte und Arbeitsplätze sorgen. Wir werden schnell und unbürokratisch helfen. Die dafür verkündeten Maßnahmen der Bundesregierung, mit der wir in ständigem Austausch sind, werden wir als Land Berlin ergänzen, wo es nötig ist.

Ich weiß, wie viel wir Ihnen abverlangen. Und ich vertraue jetzt auf Ihre Solidarität. Wenn bei Ihnen in der Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis ältere Menschen leben, oder an Atemwegserkrankungen leiden, ermöglichen Sie diesen Menschen zuhause zu bleiben, um ihr Infektionsrisiko zu senken. Helfen sie ihnen zum Beispiel mit Einkäufen. Beachten Sie dabei bitte stets die Hygiene-Regeln und Warnhinweise unseres Robert-Koch-Institutes. Wir Berlinerinnen und Berliner haben schon viele schwere Zeiten überstanden.

Der Geist dieser Stadt, gerade in Krisenzeiten stark und solidarisch zu sein, den Widrigkeiten die Stirn zu bieten, diese Berliner Tugenden machen mich zuversichtlich, dass wir die drastischen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus gemeinsam tragen und ertragen werden. Und ich bitte Sie schon jetzt um Verständnis, wenn weitere Einschränkungen folgen müssen. Liebe Berlinerinnen und Berliner, ich weiß, wir können uns auf Sie alle verlassen im Kampf gegen das Corona-Virus. Achten Sie in diesen Tagen und Wochen auf sich und auf Ihre Liebsten. Achten Sie auf Ihre Nachbarinnen und Nachbarn und all die, die jetzt besonders unsere Hilfe brauchen. Und vor allem: Bleiben Sie gesund!“

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