Mittwoch, 25.06.2025 01:03 Uhr

Dreifacher Ausstellungsauftakt im Mai

Verantwortlicher Autor: Humboldt Forum im Berliner Schloss Berlin, 19.05.2025, 23:58 Uhr
Presse-Ressort von: Axel Schmidt Bericht 3245x gelesen
Geschichte des SPI (brutale Patrone)
Geschichte des SPI (brutale Patrone)  Bild: © Feliciano Lana / Staatliche Museen zu Berlin

Berlin [ENA] Drei zeitgleich startende temporäre Ausstellungen bieten unterschiedliche Zugänge zu den Sammlungen im Humboldt Forum. Der Indigene Künstler Feliciano Lana aus Brasilien erzählt mit dem Bilderzyklus die Geschichte der Weißen vom Kontakt zwischen Indigenen und Weißen.

Er teilt neue, teils sehr persönliche Perspektiven zu Kolonialismus und Kapitalismus. Die Arbeiten des japanischen Künstlers Takehito Koganezawa kreisen um Fragen der Zeit- und Raumwahrnehmung und eröffnen der Vorstellungskraft und ästhetischen Wahrnehmung neue Spielräume. Die Ausstellung Restaurierung im Dialog zeigt, dass die Restaurierung von Cultural Belongings weit mehr benötigt als technische Kenntnisse.

Ausgewählte Beispiele bieten Einblicke in die gemeinsame Arbeit mit Community-Vertreter*innen und die Komplexität von Entscheidungsprozessen. Die Ausstellungen wurden gemeinsam vom Ethnologischen Museum und Museum für Asiatische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin sowie der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss mit internationalen Partner*innen erarbeitet. Sie erzählen vom gemeinsamen Ursprung von Weißen und Indigenen, der Vertreibung der Weißen und ihrer Rückkehr als Soldaten, Missionar*innen und Forschende: Die Aquarelle des 2020 verstorbenen, Indigenen Künstlers Feliciano Lana dokumentieren die Geschichte des Kontakts zwischen Indigenen und Weißen am oberen Rio Negro im brasilianischen Amazonasgebiet.

Lana beleuchtet den globalen Vormarsch von Kolonialismus und Kapitalismus aus einer lokalen und zugleich persönlichen Perspektive. Feliciano Lana gilt in der westlichen Welt als einer der ersten Indigenen Künstler*innen aus dem Amazonasgebiet. Sein künstlerischer Weg begann in den frühen 1970er Jahren, als er von dem aus Litauen stammenden Pater Casimiro Bécksta dazu eingeladen wurde, die Indigene Kultur der Region aufzuzeichnen. Eigentlich sollte Lana fotografieren und Audioaufnahmen erstellen, entschied sich dann aber dazu, sein Wissen in gemalten Bildern festzuhalten.

Über die Jahre entwickelte er sich zum Experten darin, die Traditionen und das mythische Universum der Region sichtbar zu machen. Neben Lanas Aquarellen zeigt die Ausstellung auch Werke zeitgenössischer Indigener Künstlerinnen sowie eine Videoinstallation mit Zeitzeug*innen, die auf Lanas Geschichten Bezug nehmen. Feliciano Lana. Die Geschichte der Weißen: 24. Mai 2025–1. Juni 2026, Raum 302

Takehito Koganezawa. Eins auf Zwei, Zwei aus Eins

Der Künstler Takehito Koganezawa arbeitet medienübergreifend mit Zeichnung, Video, Installation und Performance. Seine konzeptuellen wie experimentellen Arbeiten, in denen er die verschiedenen Medien in Dialog miteinander bringt, erforschen die Wahrnehmung von Zeit und Raum. Eins auf Zwei, Zwei aus Eins zeigt Neuerwerbungen des Museums für Asiatische Kunst sowie weitere eigens für die Ausstellung neu geschaffenen Zeichnungen und Skulpturen des Künstlers.

Key Visual Naked © Takehito Koganezawa / Foto: Bozzo

Ergänzt wird die Ausstellung durch Arbeiten, die im Rahmen einer Residency in Berlin entstehen: Koganezawa wird mit Studierenden der kunsthochschule weißensee einen Workshop durchführen und dessen Ergebnisse ebenfalls in die Ausstellung einfließen lassen. Takehito Koganezawas Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen sowie auf Biennalen und Triennalen weltweit gezeigt. Sie sind in wichtigen Museen und Sammlungen globaler Gegenwartskunst vertreten. Geboren 1974 in Tokio, lebt und arbeitet er heute wieder in Tokio. Zwischen 1999 und 2016 war Berlin seine künstlerische Heimat – ein Ort, zu dem er nun für diese Ausstellung zurückkehrt. Takehito Koganezawa. Eins auf Zwei, Zwei aus Eins: 24. Mai–12. Oktober 2025, Raum 304

Restaurierung im Dialog: Raum 301

Vor der Eröffnung des Humboldt Forums wurden Tausende Exponate aus verschiedenen Regionen der Welt, darunter viele Cultural Belongings (mit den Menschen verbundene kulturelle Dinge), von Restaurator*innen für die Ausstellungen vorbereitet. Solche Arbeiten finden meist hinter den Kulissen statt und sind für die Besucher*innen kaum sichtbar. Was wird wie erhalten und wer entscheidet darüber? Und wie wirken sich die aktuellen Debatten zum Umgang mit Sammlungen aus kolonialen Kontexten auf die Konservierung und Restaurierung aus? Über ausgewählte Beispiele beleuchtet die Ausstellung Restaurierung im Dialog verschiedene Aspekte dieser Arbeit.

Vorgestellt werden zwei Wappenpfähle von der Nordwestküste Kanadas, ein chinesisches Lackschränkchen aus der Qing-Dynastie, ein mongolischer Schrein aus dem 20. Jahrhundert und eine Zeremonialpfeife der Umoⁿhoⁿ aus Nebraska. Im Mittelpunkt stehen die komplexen Entscheidungsprozesse, die den Erhalt und die Präsentation von Kulturgut beeinflussen. Dabei liegt ein Fokus auf dem Dialog und der Kooperation zwischen internationalen Partner*innen, Restaurator*innen und Kurator*innen. Besonders bei ethnologischen Sammlungen, die eng mit den kulturellen, religiösen oder sozialen Identitäten von Gemeinschaften verbunden sind, ist ein Bewusstsein für deren kulturelle und symbolische Bedeutung unerlässlich. Restaurierung im Dialog: 24.5.2025–1.6.2025.

Temporären Ausstellungen im Humboldt Forum

Neben großen Sonderausstellungen im Erdgeschoss entwickelt die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss in Zusammenarbeit mit dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin sowie Partner*innen aus vielen Regionen der Welt temporäre Ausstellungen. Als Ergebnisse jahrelanger Zusammenarbeit geben sie neue und vertiefende Einblicke in die Sammlungsbestände sowie in verschiedene Gesellschaften und deren Perspektiven. Die Ausstellungen greifen aktuelle Fragen, Entwicklungen und Herausforderungen im globalen Kontext auf.

Humboldt Forum © Axel Schmidt

Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forum: „Mit ihrem transdisziplinären, kollaborativen und oft künstlerischen Ansatz bieten die temporären Ausstellung innovative Zugänge zu den Themen der Akteure im Humboldt Forum.“ Nach Ausstellungen mit den nordamerikanischen Omaha und Haida, den indischen Naga, sowie zu Fragen an Objekte aus Tansania, zum Thema Beutekunst, Präsentationen koreanischer Kunst und künstlerischem Internationalismus in der DDR setzen die drei nun eröffnenden Ausstellungen die erfolgreiche Zusammenarbeit fort.

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